Während sich die Etikette bei Hochzeiten bis vor ein paar Jahren noch um Traditionen, die Art und Weise, wie etwas getan werden sollte, und die Rollen, die die einzelnen Gäste übernahmen, drehte, ist das heute ganz anders. Denn heute dreht es sich bei der größten Knigge-Diskussion, wie in so vielen anderen Bereichen unseres Lebens auch, um die sozialen Medien.
Da stellt sich vielen Paaren die Frage, wie sie selbst und auch Ihre Gäste während der Hochzeit mit Social Media umgehen sollen.
Egal ob Ihr selbst heiratet oder auf eine Hochzeit eingeladen seid, es gibt ein paar einfache Regeln, die es zu beachten gilt. Wenn Ihr also für die anstehende Hochzeitssaison sicherstellen möchtet, dass Ihr in kein Social-Media-Fettnäpfchen tretet, dann navigiere ich Euch im folgenden Artikel durch die Grauzone der Social Media Etikette.
Fotografin: Silke loves light
Social Media Etikette für Hochzeitspaare
#keepcalm
Ihr habt Euch gerade verlobt, seid aufgeregt und schwebt verständlicherweise auf Wolke 7. Ihr könnt Euer Glück nicht fassen und es daher kaum erwarten, der Welt mitzuteilen, dass Ihr Euch verlobt habt. Euer Facebook-Beziehungs-Status wird sofort in „verlobt“ geändert und natürlich postet Ihr direkt ein Bild vom Verlobungsring auf Instagram und Co.
Aber halt – habt ihr nicht etwas vergessen? Habt Ihr die freudige Nachricht Euren Eltern und Geschwistern mitgeteilt? Oder Euer Glück mit Euren besten Freunden geteilt, die während all den Jahren für Euch da waren und Euch mit Rat und Tat während dem ein oder andere Beziehungsdrama zur Seite standen? Was ist mit Euren Großeltern, die Euch mit aufgezogen haben und immer so stolz auf Euch sind?
Muss die ehemalige Arbeitskollegin, die Ihr vor drei Jahren das letzte Mal gesehen habt, die frohe Botschaft wirklich zur gleichen Zeit wie Eure Familien, wenn nicht sogar früher erfahren?
Das ist eine extrem heikle Situation, in der ihr die Menschen, die Euch nahestehen, sehr leicht vor den Kopf stoßen könnt.
Mein Rat an Euch:
Überbringt die Nachricht Euren Familien und Freunden unbedingt persönlich. So könnt ihr sehen, wie ihre Gesichter aufleuchten und sie sich für Euch freuen oder ihr könnt ihre Freudenschreie am Telefon hören. Das ist tausendmal mehr wehrt, als ein paar Likes auf den sozialen Netzwerken zu erhalten.
Und sobald Ihr alle wichtigen Personen informiert habt und diese Euch Gelegenheit dazu hatten Euch persönlich zu gratulieren, könnt ihr die guten Nachricht noch immer auf Instagram und Co. teilen.
Verratet nicht alle Überraschungen
Natürlich ist es verlockend während der Planungszeit die vielen kleinen Details Eurer Hochzeit bereits vorab zu posten. Aber wollt Ihr Euren Gästen wirklich vorab verraten wie die Location aussieht, für welches Farbkonzept Ihr Euch entschieden habt und welche Blumen Ihr ausgewählt habt und so allen die Überraschung verderben?
Mein Tipp an Euch:
Behaltet all die einzigartigen Details Eurer Hochzeit während der Planungszeit für Euch – und das nicht nur online, sondern auch in persönlichen Gesprächen. So können die Gäste an Eurem großen Tag alles in Ruhe entdecken und Ihr habt die Möglichkeit ihre Reaktionen zu genießen.
Was sind für Euch Do’s und Don’ts?
Die Entscheidung, wie Ihr mit den sozialen Medien auf Eurer Hochzeit umgeht, ist mittlerweile ein ebenso wichtiger Bestandteil des Planungsprozesses wie die Ausarbeitung der Gästeliste und ist vor allem alleine Eure Entscheidung.
Deshalb werdet Euch im Vorfeld unbedingt über die Do’s und Don’ts bewusst und legt diese fest. Denkt z.B. einmal darüber nach, wie Ihr euch fühlen würdet, wenn jemand ein Bild von Euch beim Gang zum Altar veröffentlicht, noch bevor Ihr das Eheversprechen abgelegt habt.
Fotografin: Meli Schwarz Fotografie
Sobald Ihr festgelegt habt, wie Ihr das Ganze handhaben möchtet, ist es wichtig Euren Hochzeitsplaner oder Trauzeugen zu informieren, damit diese Eure Regeln behutsam an die Gäste kommunizieren können.
Eine weitere Möglichkeit besondere Wünsche zum Umgang mit Handys und Sozialen Medien zu äußern, besteht z.B. darin Euren Gäste diese bereits über die Einladungen wissen zu lassen, Ihr könnt aber auch Hinweisschilder vor der Trauzeremonie aufzustellen oder Euren Trauredner bitten auf Eure Wünsche hinzuweisen.
Falls Ihr Euren Gästen erlaubt ab einem gewissen Zeitpunkt Bilder Eurer Hochzeit zu teilen, dann lasst auch dies Eure Gäste wissen, z.B. mit einem Hinweis auf dem Sitzplan oder der Rückseite der Namenskärtchen.
#makeitunique
Einer der größten, aktuellen Hochzeitstrends ist ein personalisierter Hashtag, den Eure Gäste beim Posten von Bildern Eurer Hochzeit verwenden können. Den Hashtag könnt Ihr bereits auf Eurer Einladungen verwenden oder aber auch auf der Hochzeitswebsite, dem Sitzplan oder auf kleinen Schildern, damit die Gäste auch den richtigen Hashtag verwenden. So könnt Ihr alle Schnappschüsse Eurer Hochzeit über die Suche nach Eurem Hashtag auf Instagram finden.
Damit das jedoch funktioniert, ist es wichtig, dass Ihr einen einzigartigen Hashtag verwendet und nicht einen, unter dem man die Bilder von allen möglichen Hochzeiten verwendet, wie z.B. #müllershochzeit.
Falls Ihr Schwierigkeiten habt Euch einen kreativen Hashtag einfallen zu lassen, dann holt Euch Hilfe vom Profi.
Wenn Ihr möchtet könnt Ihr sogar noch weiter gehen: inzwischen gibt es verschiedenste Hochzeits-Apps, mit denen Ihr quasi Euer eigenes soziales Netzwerk für Eure Hochzeit gestalten könnt oder solche, in die Eure Gäste ihre Bilder direkt hochladen und mit Euch und den anderen Gästen teilen können.
Social Media Etikette für Hochzeitsgäste
Obwohl es unglaublich erscheint, möchte nicht jeder den wichtigsten Tag seines Lebens über Social Media mit teilweise fremden Menschen teilen. Deshalb gibt es auch für Gäste einige Regeln, die es zu beachten gibt.
Regeln vor der Hochzeit
Ihr erfahrt von der Verlobung eines Freundes oder Familienmitglieds und auch wenn Ihr Euch sehr für das Paar freut, solltet Ihr anderen vorerst nicht davon erzählen und Eurer Freude auch online keinen Ausdruck verleihen. Stellt Euch vor, Ihr würdet es in die ganze Welt hinaus twittern, bevor das Paar die Gelegenheit hatte, es all seinen Liebsten mitzuteilen. Das ist ein absolutes No-Go. Überlasst also unbedingt dem Paar wann und wie es von der Verlobung erzählt.
Es ist endlich so weit und die Einladung für den großen Tag eurer Freunde flattert ins Haus. Das bedeutet jedoch nicht, dass Ihr die Einladung direkt auf Facebook teilen müsst und so vielleicht Details der Feier für Dritte, die nicht eingeladen sind, öffentlich macht.
Fotografin: Meli Schwarz Fotografie
Ihr übernehmt auf Wunsch des Paares eine besondere Rolle als Trauzeug:in, Brautjungfer oder ähnliches am großen Tag. Macht Euch im Vorfeld unbedingt bewusst, dass eine Hochzeitsplanung viel Zeit und noch mehr Nerven beansprucht. Doch egal wie albern Ihr die Wünsche der Braut findet oder wie oft sie sich auch umentscheidet, denkt bitte daran: sich online zu beschweren und Eurem Ärger Luft zu machen gehört nicht zum guten Ton. Ihr könnt Euch sicher sein, dass der Betroffene von der Sache Wind bekommt und das Ganze eskaliert.
Jede Hochzeit ist anders, genauso wie jede Braut – deshalb sucht entweder ein klärendes Gespräch oder lächelt einfach, nehmt die Wünsche hin und macht Euch bei einer vertrauten Person Luft.
Social Media Etikette während der Feier
Genauso wie Ihr Euch an alle anderen Regeln haltet (pünktliches Erscheinen oder Einhaltung des Dresscodes), ist es wichtig, dass Ihr Euch an die Social Media Regeln des Hochzeitspaars haltet.
Und nein, Regeln sind nicht dazu da, um gebrochen zu werden. Vor allem nicht auf einer Hochzeit – denn hier sind die Emotionen bereits hoch genug.
Wenn das Paar Euch darum bittet, während der Zeremonie Eure Handys weg zu packen, dann respektiert diesen Wunsch. Falls Ihr Euch unsicher seid und es im Vorfeld keine klaren Äußerungen hierzu gab, dann erkundigt Euch bei jemanden, der es weiß, z.B. bei den Trauzeugen, bevor Euch ein Fauxpas passiert. Denn nicht jede Braut ist erfreut darüber, wenn Ihr aus der Kirche rennt, um Bilder der Trauung hochzuladen. Geht besser auf Nummer sicher, bevor Ihr etwas bedauert und mit dem Brautpaar hinterher in Streit geratet.
Fotografin: Silke loves light
Das Hochzeitspaar hat viel Geld für seinen großen Tag ausgegeben, dazu gehört in der Regel auch ein professioneller Fotograf und ggf. ein Videograf, den die beiden engagiert haben, um die Hochzeit in Bildern und Videos festzuhalten. Achtet also während der Hochzeit darauf den Profis mit Eurem Smarthphone nicht ständig vor die Linse zu laufen, um ein Foto für Instagram zu machen.
Viele Fotografen, mit denen ich in den letzten Jahren gesprochen habe, haben mir bestätigt wie frustrierend es ist, wenn man die Fotos hinterher bearbeitet und bei der Zeremonie vor lauter Handys die Braut beim Gang zum Altar nicht sehen kann. Deshalb genießt einfach den Moment, ohne den Blick durchs Smartphone und freut Euch ebenfalls auf die Fotos vom Profi.
Auch die Hochzeitsreden des Trauzeugen, des Brautvaters und auch des Bräutigams werden immer mit großer Spannung erwartet und die Gäste freuen sich darauf zu lachen und zu weinen. In diese Reden ist im Vorfeld viel Zeit und sehr viele Gedanken geflossen, also solltet Ihr dem Redner Respekt und schenkt ihm Eure volle Aufmerksamkeit, anstatt alles zu filmen.
Denkt auch daran, dass eine Hochzeit keine Reality-TV-Show ist, deshalb seht unbedingt davon ab – auch zu später Stunde permanent Stories hochzuladen oder sogar einen Live-Stream zu starten.
Wenn ihr auf Nummer sicher gehen wollt, dann wartet bis ihr die Freigabe vom Hochzeitspaar habt, bevor Ihr Fotos in den sozialen Medien veröffentlicht. Denn die Braut und der Bräutigam haben ein Recht auf Privatsphäre, solange bis sie sich anders entscheiden.
Social Media Etikette nach dem großen Tag
Hat das Hochzeitspaar sein okay zur Veröffentlichung der Bilder gegeben, dann überlegt Euch gut, welche Bilder Ihr postet. Achtet dabei am besten darauf, dass ihr nur Fotos auswählt, auf denen die Braut und der Bräutigam umwerfend aussehen und vor allem die glücklichen Momente einfangen sind.
An einem Hochzeitstag gibt es viele intime Momente, die viele Paare nur mit Ihren Gästen teilen möchten und die man daher auch nicht auf den sozialen Medien teilen sollte. Zum Beispiel die Braut in Dessous oder der First Look zwischen Vater und Tochter.
Ich weiß von vielen meiner Paare, wie wichtig es ihnen ist, dass keine zu emotionalen und intimen Bilder veröffentlicht werden oder Bilder, auf denen man betrunkene Gäste sieht, die etwas leicht Demütigendes mit einem Stuhlbein machen.
Achtet dabei auch auf die Hintergründe der einzelnen Aufnahmen, um sicherzustellen, dass nicht versehentlich jemanden in einer kompromittierenden Situation zu sehen ist.
Fotografin: Meli Schwarz Fotografie
Kurz gesagt: seid einfach ein wenig kritischer bei der Bildauswahl oder noch besser, zeigt dem Brautpaar, welche Bilder Ihr gerne veröffentlichen würdet und lasst Euch diese freigeben.
Wenn Ihr dann das Okay zum Posten habt, dann achtet natürlich auch bei den Bildunterschriften darauf, dass diese vor allem wohlwollend sind.
Und last but not least: nutzt den Hashtag des Paares
Hat sich das Hochzeitspaar die Mühe gemacht einen eigenen Hashtag für den Hochzeitstag zu kreieren, dann verwendet diesen auch jedes Mal, wenn Ihr ein Foto oder Video vom großen Tag postet. Denn darum geht es ja schließlich, und es bedeutet, dass das Paar Eure Schnappschüsse aktiv in den sozialen Netzwerken sehen möchte.
Fazit
Wie Ihr seht ist der Umgang mit Social Media auf Hochzeiten ein komplexes Thema, für das es keine allgemein gültigen Regeln gibt. Deshalb ist eine klare und offene Kommunikation zwischen Hochzeitspaaren und Gästen das A und O und ich hoffe ich konnte Euch mit diesem Blog Post ein wenig durch den Hochzeits-Social-Media-Jungle helfen.
Eure Lena
Dieser Post ist inspiriert von einem Artikel aus einer Zeitschrift, den ich mir im vergangenen Jahr in einer Location in Irland durchgelesen habe.