Die vielen Preiserhöhungen, die uns aktuell im Alltag begegnen, wirken sich natürlich auch auf die Hochzeitsbranche aus, das müssen wir gar nicht schönreden. Und in den meisten Fällen ist die Unsicherheit von vielen Paaren tatsächlich groß, was noch gerechtfertigt ist und was nicht. Da es aber in letzter Zeit immer häufiger passiert, dass mich Paare anfragen oder sogar bei mir im Erstgesprächen sitzen und deren Wünsche und das zur Verfügung stehende Budget in keinem Verhältnis stehen, habe ich in den letzten Wochen diesen Beitrag zum Thema „Was kostet eine Hochzeit wirklich?“ für Euch vorbereitet:
Lea & Max*
Es klingelt und ich öffne meine Wohnungstür.
„Hi ihr zwei, schön dass es geklappt hat, kommt doch herein!“
Ich lächle Lea und Max an und trete beiseite, damit die beiden hereinkommen können. Etwas nervös und schüchtern zugleich lächelt mich das Paar an und läuft an mir vorbei ins Esszimmer.
„Hi, wir freuen uns schon total und sind so gespannt!“
Nachdem die beiden Platz genommen haben und ich uns einen Kaffee gemacht habe, sind wir bereit für das Erstgespräch. Die nächste Stunde vergeht wie im Flug und Lea und Max erzählen mir mit strahlenden Augen, was sie sich für Ihre Hochzeit alles wünschen:
Die Wünsche
- Eine schöne Location im Industrial Look, ohne Sperrstunde
- Lea gibt hier gleich zu bedenken, dass sie auf keinen Fall Stuhl Hussen möchte, am liebsten wären Ihr transparente Stühle, das findet sie chic
- außerdem sollen es bodenlange Tischdecken sein
- Die passende Dekoration darf natürlich auch nicht fehlen, hier zeigen mir die zwei direkt einige Bilder von Pinterest
- und die Servietten sollen dann natürlich auch auf das Farbkonzept abgestimmt werden
- Gutes Essen – am liebsten wäre Ihnen ein serviertes 3 Gang Menü, ein Buffet gefällt Ihnen nicht so, da die Gäste dann aufstehen müssen
- Leckere Cocktails
- Sekt und Häppchen für den Sektempfang – sie möchten auf keinen Fall, dass die Verwandtschaft Arbeit hat und selbst etwas mitbringen muss
- und eine 3 stöckige Hochzeitstorte möchten die beiden
- eine Candybar wäre ebenfalls schön, das haben sie im letzten Jahr bei Freunden gesehen und waren begeistert
- Eine standesamtliche Trauung ist ihnen zu wenig, deshalb soll es eine freie Trauung werden
- Live Musik während der Trauung ist für sie ein Muss, Musik vom Band kommt nicht in Frage, am liebsten wäre Ihnen, wenn der Musiker auch während dem Sektempfang spielen würde
- für die Party am Abend wünschn sich die beiden ein richtig guten DJ, der für ordentlich Stimmung sorgt
- Lea träumt von individuell gestalteter Papeterie
- Max hätte gerne einen Videograf, da er das richtig cool findet
- und für Lea ist ein Fotograf, der sie vom Getting Ready am Morgen bis zur Party am Abend begleitet, ein absolutes must have
- Natürlich möchte Lea auch eine Stylistin
Gefeiert werden soll mit 80 Gästen und Leas Eltern bezahlen Ihr Brautkleid sowie die Eltern von Max seinen Anzug. Die Ringe zählen sie nicht mit ins Budget, die kaufen sie ja bereits zum Standesamt.
Das böse Erwachen
Ich lächle und sage: „Super, da habt Ihr ja schon sehr genaue Vorstellungen! Dann habt Ihr Euch sicherlich auch schon Gedanken zu Eurem Budget gemacht?“
„Ja klar!“, sagt Lea, „15.000€ können wir für die Hochzeit aufbringen.“
„Mmmmmh“, sage ich, „Damit werden wir bei all Euren Wünschen und Eurer Gästeanzahl leider nicht hinkommen. Da müsst Ihr mindestens mit 30.000€ rechnen.“
„Was?“, die beiden werden blass, „Aber wenn man im Internet recherchiert, was eine Hochzeit im Durschnitt kostet, dann steht 10.000€ – wir haben doch sogar noch etwas draufgelegt! Dann ist dein Honorar aber schon mit einberechnet?“
„Leider nein“, sage ich, „Bei dieser Summe sind nur Eure Wünsche berücksichtigt.“
Warum sich Brautpaare bei den Gesamtkosten so verschätzen
So oder so ähnlich laufen aktuell sehr viele Erstgespräche bei mir ab. Und das ist auch nicht überraschend, denn wenn man „was kostet eine durchschnittliche Hochzeit in Deutschland“ oder „Durchschnittskosten Hochzeit“ bei Google eingibt, dann findet man dort tatsächliche folgendes Ergebnis an erster Stelle:
Quelle: Google
Scrollt man etwas weiter nach unten findet man noch folgende Aussage:
Quelle: Google
Natürlich steht bei diesen Summen nie dabei wie diese Hochzeiten aussehen, wie üppig oder auch weniger üppig die Dekoration ausfällt oder wie viel das Brautpaar in diesem Fall selber leisten muss. Das Problem an der Sache sind die Plattformen Instagram & Pinterest, die vor allem bei Bräuten sehr beliebt sind. Denn hier gerät man leicht in einen kleinen „Kaufrausch“ oder wie ich gerne zu meinen Bräuten sage: „Pinterest ist wie hungrig einkaufen gehen.“
Da sieht man hier noch etwas das man eigentlich gerne hätte und da noch etwas und es macht doch viel mehr her, wenn mehr Blumen und Kerzen auf dem Tisch stehen als nur zwei Vasen…
Wie viel das Ganze kostet, steht bei den Bildern leider nur nirgendwo.
Vorstellung und Realität
Im Umkehrschluss bedeutet das also, dass die Bilder, die man im Internet so findet, nicht zu den Summen, die dort kursieren passen. Somit kommt für die Brautpaare mit dem Planungsbeginn oft das böse Erwachen. Und ab und zu passiert das eben dann auch bei mir im Esszimmer während einem Erstgespräch. Und glaubt mir bitte, wenn ich Euch sage, dass mich das genau so frustriert, wie Euch als Brautpaar.
Was kostet eine Hochzeit?
Generell kann man nicht pauschal sagen, dass eine Hochzeit mit 80 Gästen immer um die 30.000€ kostet. Hier kommt es vor allem auf Eure Wünsche, Vorstellungen und Ansprüche an.
Bei dem von mir oben genannten Hochzeitsbudget von 30.000€ wurden ausschließlich die aufgezählten Wünsche berücksichtigt und mit dem Honorar für professionelle Dienstleister gerechnet. Eine schöne Hochzeit lässt sich jedoch durchaus mit weniger als 30.000€ planen. Genauso wie nach oben hin keine Grenzen gesetzt sind. Denn kommen zu den oben aufgeführten Punkten weitere hinzu, wie z.B. die Planung durch einen Hochzeitsplaner oder das Brautpaar möchte in einer angesagten Hochzeitslocation oder in einer exklusiven Umgebung wie z.B. dem Starnberger See heiraten, wird die Endsumme natürlich sehr schnell sehr viel höher ausfallen.
Fotograf: Vivienne Kahl
Mobiliar & Floristik: Inna Wiebe
Hochzeitsplanung & Konzept:
Lena Freitag Weddings
Wie oben bereits kurz erwähnt, lässt dabei vor allem das Stöbern auf Pinterest das Hochzeitsbudget oft explodiere. Denn hier sehen Brautpaare viele kleine Dinge, die sie noch „schnell“ dazu kaufen, dabei wird jedoch oft vergessen, dass sich auch diese Dinge schnell aufsummieren und so gibt man oftmals unbemerkt mehrere hundert Euro für Seifenblasen, Fächer und Gastgeschenke aus.
Umgekehrt gibt es natürlich auch viele Punkte, an denen Ihr sparen könnt. Hierfür ist aber erst einmal wichtig, dass Ihr Eure Wünsche genau definiert und diese dann priorisiert. D.h. Ihr fragt Euch zunächst: „Was wollen wir alles auf unserer Hochzeit haben?“
Danach stellt Ihr Euch folgende Fragen: Was davon ist ein absolutes must have, was wäre nice to have und auf was können wir im schlimmsten Fall, wenn das Budget ausgeht, verzichten? Die Frage „was können Wir selbst leisten?“ ist dabei ebenso wichtig.
Achtung: Kommuniziert hier ehrlich miteinander, denn was dem einen von Euch vielleicht wichtig ist, ist für den anderen nur nebensächlich.
Einsparungsmöglichkeiten
Hier einige Punkte bei denen Ihr sparen könnt:
- Ihr habt viele Tanten, die gerne backen? Dann bittet sie doch Häppchen für den Sektempfang mitzubringen.
ACHTUNG: klärt unbedingt mit Eurer Location ab, ob bei mitgebrachten Häppchen und/oder Kuchen ein Tellergeld fällig wird und wenn ja, wie hoch dieses ist! - Gastgeschenke: ich persönlich bin kein Fan von Gastgeschenken, denn meistens kaufen die Brautpaare irgendwas, das nicht zu Ihnen passt, nur damit ein Gastgeschenk auf dem Platz liegt. In 80% der Fälle bleiben diese dann auch genau dort liegen und werden vom Gast nicht mitgenommen. Hier könnt Ihr Euch also mehrere hundert Euro sparen.
- Überdenkt Eure Gästeliste! Ihr habt Cousin Felix schon seit 8 Jahren nicht mehr gesehen und seine Frau sowie die 2 Kinder habt ihr noch gar nicht kennengelernt? Müssen die vier dann unbedingt auf Eurer Hochzeit tanzen?
- Ist die Location für Euch vielleicht sogar am Vortag verfügbar? Dann fragt bei eurem Floristen nach, ob Ihr die Deko für den Festsaal abholen könnt und dekoriert den Saal am Vortag selbst. So spart Ihr Euch die Anfahrts- und Aufbaukosten für den Floristen.
Achtung: Sollte das Dekorieren am Vorabend mit einem Aufpreis verbunden sein, dann lohnt es sich hier gegenzurechnen was Euch günstiger kommt. Solltet Ihr allerdings erst am Tag der Hochzeit in den Saal können, dann bedenkt bitte, dass Ihr als Brautpaar am Tag der Hochzeit oft keine Zeit für die Dekoration habt. Meistens ist es dann für alle beteiligten stressfreier den Aufbau der Dekoration doch vom Floristen machen zu lassen. - Ihr seid kreativ und gestaltet für jeden Geburtstag immer eine ausgefallene Einladung? Warum dann nicht auf für Eure Hochzeit?
- Schon einmal überlegt an einem anderen Wochentag oder außerhalb der Saison zu heiraten? Oft spart Ihr hier bei den Locations einiges an Geld und auch andere Dienstleister bieten häufig günstigere Preise an.
An welchen Punkten Ihr nicht sparen solltet
Doch Vorsicht! Es gibt auch Punkte, an denen Ihr nicht sparen solltet bzw. die im ersten Moment nur so aussehen, als könntet Ihr Euch viel Geld sparen. Eine Idee, die ich hier immer wieder höre:
„Ach, mein Onkel Hans hat einen Obstgarten, dann feiern wir einfach dort und sparen uns das Geld für die Location.“
Soweit die Theorie. In der Praxis sieht das jedoch ganz anders aus, denn bei einer Garten Hochzeit gibt es extrem viele Punkte zu beachten:
- Das Wetter in Deutschland ist alles, nur nicht stabil. D.h. auch wenn Ihr Mitten im August heiratet, solltet Ihr, um sicher zu gehen, dass Ihr im Trockenen feiert, ein Zelt an mieten. Dabei ist ein Zelt mit einer ausreichenden Grundfläche für das Abendessen plus eine Tanzfläche & den Platz für den DJ / die Band oft wesentlich teurer als die Miete für eine Location.
- Obstgärten liegen meist wunderschön idyllisch am Waldrand, „fernab der Zivilisation“. Das bedeutet allerdings auch, dass in den meisten Fällen die Infrastruktur komplett aufgebaut werden muss, denn für eine Hochzeit benötigt Ihr Strom (& das nicht wenig), Toiletten und ausreichend Parkplätze. Bei Obstgärten sind all diese Dinge in den meisten Fällen nicht vorhanden und die Bereitstellung dieser Dinge kostet ebenfalls Geld.
- Da es im Obstgarten von Onkel Hans auch keinen Caterer gibt muss dieser alles Nötige anliefern. Das beginnt bei dem Geschirr, geht über das Besteck und die Gläser bis hin zu eventuell benötigtem Equipment für das Zubereiten oder Warmhalten der Speisen. Mal ganz abgesehen von den Tischen und Stühlen, die ebenfalls noch angemietet werden müssen.
Fotograf: Silke loves light
Mobiliar: Kaiserevents
Dekoration & Floristik: Floralwerkstatt Bopfingen
Hochzeitsplanung & Konzept: Lena Freitag Weddings
Ihr Seht – auch das summiert sich unglaublich schnell und ehe man sich versieht, wird die legere Gartenhochzeit noch teurer als die Hochzeit in der ursprünglich besichtigen stylischen Location.
Fazit
Doch ich kann Euch beruhigen, auch wenn das Ganze jetzt sehr kompliziert klingt, für jedes Brautpaar bzw. jedes Budget gibt es die passende Location und Dienstleister, so dass Ihr im Rahmen Eurer Möglichkeiten eine wunderschöne Hochzeit feiern könnt und das ist auch gut so!
Herzliche Grüße
Eure Lena
P.S.: Ihr habt Probleme dabei Prioritäten zu setzen und einen Budgetplan aufzustellen? Viele Hochzeitsplaner bieten Coachings an, bei denen sie gemeinsam mit Euch in ca. zwei Stunden die wichtigsten Fragen klären und Licht ins Dunkel bringen. Fragt einfach einmal beim Hochzeitsplaner Eures Vertrauens an.
Ihr möchtet mehr zu diesem Thema lesen? Dann kann ich Euch den Blogpost meiner geschätzten Kollegin Svenja Schirk auf myweddingshop.de ans Herz legen.
* Die Namen sowie die Geschichte von Lea und Max sind natürlich fiktiv.